mittags treffe ich mich mit meinem alten herrn, für den ich ein paar dinge erledigen muss, dann bin ich wieder allein und hänge in den seilen. aber: ich habe urlaub, ich darf das! um mich nicht gänzlich faul zu fühlen, schmeiße ich eine ladung klamotten in die waschmaschine.
nachmittags packt mich eine art aufräum-fimmel, was angesichts überquellender mülleimer aber auch nötig ist, doch der anfall hält nicht lange an und ich überlege, ob ich, mit der kamera bewaffnet, in richtung osthafen losziehe, was ich dann auch in die tat umsetze.
das osthafengelände wurde um die vorige jahrhundertwende herum ausgebaut und in ein industriegelände verwandelt. die wohngebiete links davon (also entlang der hanauer landstraße) waren ursprünglich arbeitersiedlungen, dann expandierte die stadt weiter richtung nordosten (schon fast bornheim) und baute ein schickes viertel mit schnieken bürgerhäusern, die über gaslicht und elektrischen strom verfügten - zur damaligen zeit der blanke luxus... von luxus ist im frankfurter "eastend" aber nichts mehr zu merken, im hafenviertel mit seinen firmenbauten und industriebrachen im etwas schmuddeligen charme eines edgar-wallace-filmes erst recht nicht.
zurück zum hafen: diesmal nehme ich mir die schmick-brücke vor, eine kleine stahlträgerkonstruktion, die parallel zur honsell-brücke eines der hafenbecken überspannt. auf dem platz davor entdecke ich ein pissoir aus den 20er jahren mit jugendstilelementen. das piss-häusken ist völlig eingewuchert und nach proletenart zugemüllt, und der gestank, der mir aus dem gesammelten schmodder entgegenschlägt, verhindert, dass ich mir auch das innenleben dieses relitkes aus der "guten alten zeit" anschaue.
die straße weiter mainabwärts drängen sich industrieansiedlungen betrieb an betrieb, alt neben neu, stahlproduktion neben maismühle gleichermaßen nebeneinander, und die zahlreichen lkws und muldenkipper wetteifern auch noch um diese uhrzeit um den platz auf dem holprigen asphalt. ich lasse mir zeit, und nachdem ich dort eine weile umhergestreift bin, nehme ich mir vor, wiederzukommen und die diversen fabrikgelände zu knipsen, denn für heute fehlt mir der musenkuss.
zuhause überfällt mich dann der hunger, und ich bereite mir spaghetti amatriciana - oder war es doch all'arrabiata? - zu: mit ordentlich speck, knobi und zwiebelchen in der tomatensoße, für die nötige schärfe sorgt eine chili, die ich im hintersten eck des gemüsefachs meines kühlis noch finde und kleingehackt der soße zufüge. ein kühles bierchen dazu und als nachtisch einen ordentlichen espresso (mit amarettini) machen das urlaubsgefühl perfekt. derart gestärkt beschließe ich, mich der glotze zu ergeben und den nicht vorhandenen bierbauch auf's sofa zu hieven... kein perfekter urlaubstag sozusagen, aber einer, der sich auch nicht schämen muss...!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen