Samstag, 29. Dezember 2012

filmkritik: "der hobbit - eine unerwartete reise"

...nachdem 2000 der erste teil der "ring"-trilogie in die kinos kam, jetzt also "der hobbit".
tolkien hatte diese geschichte einst für seine kinder geschrieben, und weil sie denen offensichtlich gefiel, entstand mehr daraus und wurde zu dem  fantasy-epos, das neue standards für dieses genre setzte und die welt aufteilte in hdr-liebhaber und solche, die mit dem werk nichts anfangen können. meiner einer gehört übrigens zu den ersteren.

jetzt also "der hobbit". ein märchen, ein abenteuer.
peter jackson, der schon die als "schwierig" geltende nachfolge-trilogie verfilmte, ist wohl mit dem festen vorsatz angetreten, auch diesen vorläufer, koste, was es wolle, bildgewaltig in szene zu setzen. dieses "wollen" merkt man dem fim an: farbenprächtige bilder, die charaktere der einzelnen zwerge individuell gestaltet und unterschiedlich, die fast epische landschaft neuseelands, äh, des auenlandes, und immer wieder szenen mit pathos, die fast ins komische abgleiten.
in diesem märchen, das ein solches ist und auch besser hätte bleiben sollen, enfaltet der regisseur nun eine disneyhaft-quirlige inszenierung, die spätestens bei den holzkonstruktionen der großen trollhöhle an werke wie "hook" oder "die goonies" erinnert: so stellt sich die amerikanische filmindustrie wohl die exotik fremder, mystischer wesen vor. peter jacksons vorstellungen müssen ähnlich gelagert sein - oder zumindest der publikumsgeschmack, der ihn vielleicht dabei geleitet hat; der leichte hauch des depressiven, entrückten, der über den nordischen märchen liegt, von denen tolkien sich hatte inspirieren lassen, ist ihm offensichtlich fremd. nicht, dass sein film deswegen hätte düster sein müssen - nein, er hätte nur ein wenig "echt" wirken müssen, "echt" im sinne von "europäisch". das merkt man auch an den "wargs", den überdimensionalen wölfen, auf denen die trolle und orks reiten - die viecher sollten wohl "böse" aussehen, wirken in ihrem äußeren und ihren bewegungsmustern jedoch unfreiwillig komisch, als wären sie einem barbie-werwolf-film-universum entsprungen.
und so ist der film auch, was er offensichtlich sein will: ein riesengroßes unwirkliches spektakel.

in den letzten 10 jahren entstanden hierzulande erstaunlich ansehnliche märchenverfilmungen wie z. b. "tischlein deck-dich". hier sind die märchen ganz das, was sie eigentlich sind, nämlich "märchen". nicht spektakel. nicht geschichten mit überbordender, sich immer wieder selbst übertreffen wollender sicht auf die welt, wie sie der disney'schen filmindustrie zu eigen ist - sondern einfach gut verfilmte geschichten, die sich zufrieden geben mit dem stoff, aus dem sie gemacht sind und diesen authentisch erzählen. die nicht versuchen, mit übergroßen bildern mehr zu scheinen als das, was sie sind - "märchen" eben.
es ist gerade diese authentizität, die den charme dieser neueren märchenfilme ausmacht und die ich beim "hobbit" vermisse. aber das scheint generell das hauptsymptom zu sein, wenn amerika sich an europas sagenstoff versucht; die gesammelten ritter- und abenteuer-filme der 80er und 90er jahre, die aus den staaten kommen, leiden an diesem dilemma. jetzt also auch "der hobbit".
eigentlich schade.

die "ring"-trilogie, weicht sie auch an einigen stellen von der literarischen vorlage (und sowieso von den bildern, die fans des buches im eigenen kopf davon haben) ab, war alles in allem doch gut gemacht. die hoheitsvollen elben, die schaurig entstellten orks, die episch anmutenden schlachtszenen, der ziemlich treffsicher in szene gesetzte gollum sprechen für sich. man konnte durchaus meinen, jackson hätte von dem stoff des tolkien'schen buches einiges verstanden.
mit seiner verfilmung des "hobbits" beweist er, aus was für gründen auch immer, leider das gegenteil...

"der hobbit - eine unerwartete reise" 
film nach motiven des gleichnamigen buches von j.r.r. tolkien
usa/neuseeland 2012
regie: peter jackson 
länge: 169 min.

zu sehen unter anderem bei: http://www.arthouse-kinos.de/
 
 

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