Samstag, 10. Juli 2010

frankfurt ist nicht berlin

ja nee, is klar.
frankfurt kann gar nicht berlin sein: es ist kleiner, bei weitem unspektakulärer, versprüht kein hauptstadtflair und auch die hessen und "echten frankfurter" sind gemütsmäßig / temperamentsmäßig ganz anders gestrickt als die berliner.
was also ist anders? berliner sind weltoffen, geradeheraus, oft mit liebenswerter "kodderschnauze", frankfurter dagegen - und die ursache liegt da wohl im hessischen - eher verschlossen und auswärtigen nicht unbedingt zugetan. das spiegelt sich schon bei den „national“-getränken wider: "berliner weiße", das bier mit dem süßen "schuss", hat so einen hauch von sommer und guter laune und wird weniger von einheimischen, dafür um so mehr von den touristen getrunken. das nationalgetränk der frankfurter, "ebbelwoi" oder "äppler" genannt und überwiegend von den frankfurter einheimischen konsumiert, verwirrt schon durch die geballte masse an konsonanten in seinem namen und wirkt dadurch auf den ersten blick erst einmal abweisend. dabei ist der frankfurter apfelwein echt lecker - eine art sehr saurer und kräftiger cidre, der i. d. r. als "gespritzter", d. h. mit sprudelwasser verdünnt, getrunken wird. die frankfurter nennen ihn auch "stöffsche" (nicht von "stövchen" abgeleitet, obwohl man ebbelwoi durchaus auch heiß trinken kann - im winter wärmt das gut durch), sondern wohl eher von "stoff" herrührend... der genaue ursrpung ist mir nicht bekannt. zum image der kriminalität bzw. drogenszene, das frankfurt immer noch anhaftet, würde diese interpretation jedoch hervorragend passen. kurze abschweifung: sind die frankfurter deswegen jetzt immer "high"? eher nicht, das ist den hochhäusern vorbehalten.
frankfurt, ob seine wolkenkratzer auch „mainhattan“ genannt, gönnt sich ein hochhaus-festival, das leider nur in unregelmäßigen abständen stattfindet, dafür jedoch unmengen von besuchern anzieht. außer hochhäusern gibt es in frankfurt aber auch nicht so wirklich viel zu sehen, frankfurt besticht eher durch das nahe umland, den taunus und den rheingau (okay, auf dem maintower sollte man mal gewesen sein, um den ausblick auf die nächtliche stadt zu genießen).
eines meiner berliner highlights ist z. b. der gendarmenmarkt. und in frankfurt? das pendant dazu gibt es nicht - der rossmarkt mit seiner hässlichen nachkriegsbebauung oder auch die hauptwache können noch nicht einmal ein müder abklatsch sein. allenfalls der römer, der gleichnamige platz vor dem ehemaligen frankfurter rathaus "römer", der durch seine wiederbelebte mittelalterliche fachwerkfassade besticht, lässt sich als "erwähnenswert" an dieser stelle aufführen.
das ist, glaube ich, auch einer der großen unterschiede: frankfurt, obwohl ehemals freie reichsstadt und ort der kaiserkrönungen, blieb doch mittelalterlich in seiner struktur. vor dem kriege war frankfurt eine beinahe natürlich gewachsene fachwerkstadt mit engen, schmalen gässchen. berlin dagegen, oder zumindest teile davon, wurde in großem maßstabe geplant, und zwar zu einem zeitpunkt, der deutlich später lag als die hauptentstehungszeit frankfurts. außerdem kam berlin mit der vormachtstellung preußens auch eine größere bedeutung zu. deshalb haben wir dort große repräsentative bauten - frankfurts fachwerkliche enge dagegen blieb domizil der händler und kleinkrämer.
nach dem krieg wurde in frankfurt sehr viel an alter bausubstanz "plattgemacht". anfang der 80er jahre wäre diesem abrisswahn beinahe auch die "alte oper" zum opfer gefallen, doch gottseidank konnte vereinte volkesmacht diesen GAU verhindern, und das im krieg zerstörte gebäude wurde rekonstruiert. anderswo durften sich die planer scheußlicher betonbauten jedoch hemmungslos austoben, und so hat frankfurt sich seinen ruf als architektonisch eher unschöne stadt leider ehrlich verdient. berlin hat zwar auch seine bausünden... allein aufgrund seiner schieren größe fallen die meiner meinung nach jedoch nicht so stark ins gewicht.
zurück zu den "places to be": es gibt in frankfurt viele clubs, überregional bekannt sind jedoch der "cocoon club" und das "king kamehameha". gescheite feine küche bieten das "l'opera" in der alten oper, das "holbein's" im städel - und vor allem die sachsenhäuser charmeoffensive, das vorzügliche restauraunt "maingau" im gleichnamigen hotel. für berlin muss ich da passen – klar habe ich hier auch meine lieblingslokale, doch für die highlights sollte man schon echte berliner fragen oder aber paulinchen81.
am besten bewegt man sich - genau wie in berlin - mit dem öffentlichen nahverkehr durch die stadt, auch wenn die orange-türkise frankfurter u-bahn nicht denselben wohlfühl- und beliebheitsfaktor hat wie die gelben u-bahnen der bvg.

(to be continued)

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