Dienstag, 12. Mai 2009

die erfindung der moderne

beim sortieren der umzugskisten kommt so nach und nach wieder etliches ans tageslicht, was ich schon für verschollen hielt, und füllt zunehmends (endlich!) mein bücherregal.
ein solches buch, das ich schon lange vermisst hatte, ist mein bauhaus-buch, das ich immer noch nicht komplett gelesen habe - bei 640 seiten in einem format > dinA4 möge man mir das nachsehen - aber immer wieder gerne drin stöbere. vor allem auch, da mir gleichzeitig damit das werk "hessen - denkmäler der industrie und technik" in die hände fiel und ich darin ein foto von den fagus-werken in alfeld/leine entdeckte: ein fabrikgebäude dieser firma wurde von walter gropius designt.

"bauhaus" - damit verbinden die meisten leute heute minimalistische möbel, heutzutage designklassiker, und ggf. noch ebenso minimalistische architektur. dass das 1919 gegründete bauhaus einen weit über den bloßen design-aspekt hinausgehenden anspruch hatte, ist dagegen weniger bekannt... geboren aus der vision, nach den greueln des ersten weltkrieges ein neues menschenbild zu schaffen, wollten die bauhäusler die gesellschaft neu gestalten, verfolgten also nicht nur künstlerische, sondern auch soziale utopien. die an der schule praktizierte revolutionierung der ausbildung/lehre in puncto kunst, gestaltung und produktion war nur ein ausdrucksmittel dieser idee. in dieser zeit wurde vieles angedacht, vieles vorweggenommen, was sich jedoch, historisch bedingt, erst nach dem zweiten weltkrieg langsam durchsetzen sollte.

(c) pitopia, michael miltzow 2006

"bauhäusler" gab es viele. als direktoren fungierten der bereits erwähnte walter gropius, gefolgt von hannes meyer und ludwig mies van der rohe, und zur schule gehörten künstler wie paul klee, johannes itten, wassily kadinsky, lyonel feininger, oskar schlemmer, laszlo moholy-nagy, josef albers, marcel breuer, herbert bayer und gunta stölzl - also die gesamte "haute volaute" der moderne.
bei den nazis bald in ungnade gefallen, musste das bauhaus 1932 schließen, die ideen lebten jedoch in den köpfen der meist emigrierten künstler fort und wurden in alle winkel der welt getragen, von wo aus sie kunst und gestaltung nachhaltig beeinflussten.
und wenn man heutzutage so darüber nachdenkt - was für eine schande! was hätte alles daraus werden können, wie sehr stand das bauhaus an der spitze der künstlerischen und gesellschaftlichen entwicklung europas... aber es wurde kaputtgemacht von einem regime, das bald noch für viel schrecklichere greuel verantwortlich zeichnen sollte.

(c) pitopia, michael miltzow 2006

das eigentliche "bauhaus"-gebäude in dessau wurde 1976, d. h. zu ddr-zeiten, restauriert (nachdem man sich auf diesen nicht-faschistischen aspekt der deutschen vergangenheit zurückbesonnen hatte), erhalten sind auch noch dazugehörige gebäude (so z.b. die meisterhäuser oder der sogenannte preller-bau) sowie deutschlandweit eine handvoll von bauhausarchitekten entworfene objekte (z. b. die immer noch existierende gaststätte kornhaus in dessau, die heute als museum genutzten stadtvillen haus lange/esters in krefeld, die inzwischen stillgelegte zeche zollverein in essen, etc.). wer sucht, findet durchaus noch einiges an bauhaus-objekten, möbeln, kunst allgemein oder auch architektur - auch im alltag oder den kleinen dingen des lebens (das design für meine stahl-vorratsdosen im kühlschrank entstammt so z. b. einem bauhaus-entwurf). was ich allerdings vermisse, ist ein bauhaus-haus, eingerichtet nach der bauhaus-philosophie mit bauhaus-möbeln, um ein besseres, detailgenaueres gefühl für diese zeit und die dahinter stehenden ideen zu erhalten. wer weiss, vielleicht erbarmt sich eines der museen ja mal...?

wer sich jetzt mit dem bauhaus intensiver beschäftigen möchte, dem sei vor allem das geniale buch "bauhaus" von j. fiedler und p. feierabend (hrsg.) empfohlen, im web wird man u. a. hier fündig.

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